Dead Boy Detectives - Serienkritik | Filmtoast.de (2024)

Young-Adult-Comic-Action mit Déjà-vu

Die jahrelange Zeit in der Produktionshölle hat der Serie leider nicht gutgehen und damit ist nicht mal direkt die Qualität der Produktion gemeint, sondern dass in den vergangenen Jahren bei nahezu allen Konkurrenten und auch im eigenen Haus ähnlich geartete Projekte liefen und sich hier von Beginn an immer wieder Momente ergeben, die Vielschauern bekannt vorkommen werden.Deadly Class, Lockwood and Co., The Nevers, Sandmanselbst, und so weiter und so fort – Gruppen von Helden im Teenager-Alter, die es mit dem Übersinnlichen aufnehmen müssen, gab es nicht nur zuhauf, sie haben leider auch sehr oft ähnliche Tropes bedient, vergleichbare Figurenkonstellation und im nicht selten auch einen zu uneigenständigen Look.

Und dann kommt noch erschwerend hinzu, dass ja auch schon die genannten Beispiele Reminiszenzen an die vorangegangene Generation von Dämonenjägern etc. á laSupernatural, Buffyund Co. weckten. Wie in vielen Genres fällt es natürlich schwer immer wieder das Rad neu zu erfinden, aber selten war es so augenscheinlich, dass man bis auf die Besetzung so wenig Neues zu erzählen hat wie hier. Ach ja eine sprechende Katze gab es schon inSabrinaund der NeuauflageChilling Adventures of Sabrina.

Zum Glück ist die Besetzung klasse

Wer jedoch von all den genannten Titeln nichts oder wenig gesehen hat, der darf gern zu diesem zeitgemäßen und vor allem in Sachen Optik am ehesten den aktuellen Sehgewohnheiten entsprechenden Projekt greifen, denn für sich betrachtet machtDead Boy Detectiveswirklich Laune, und da man sich auf die funktionierenden, zusammengesuchten Versatzstücke verlassen kann, auch nichts verkehrt. Das größte Argument für die Serie ist aber zweifelsohne die Besetzung, die richtig einschlägt! Die jungen Darsteller sind kaum bekannt, aber zeigen allesamt reichlich Potenzial und verschmelzen mühelos mit ihren Alter Egos auf dem Bildschirm. Die dramatischen, teilweise traumatischen Backstories kauft man ihnen gut ab, die emotionalen Aspekte wirken und funktionieren. Sollte man tatsächlich eng mit der Sandman-Hauptserie zusammenwachsen, darf man sich über die Zusammentreffen mit den dortigen Figuren freuen.

Das Titelduo ist mit George Rexstrew und Jayden Revri wirklich optimal besetzt, ob es die beiden Vorgänger in den Kurzauftritten beiDoom Patrolbesser gemacht hätten, darf angezweifelt werden. Vor allem für die primäre Zielgruppe gibt es einmal mehr Netflix-Darsteller, die schnell zu Fan-Favoriten avancieren könnten. Sie spielen als Duo gut zusammen, aber insbesondere eine sich weiterentwickelnde Dynamik untereinander und mit der dritten im Bunde, der Hellseherin Crystal, kreiert einen Sog mehr Fälle mit ihnen lösen zu wollen. Und durch Niko, gespielt von Yuyu Kitamura, kommt recht schnell noch eine weitere Perspektive auf die Welt zwischen Leben und Tod rein, die zudem durch ihre naive Art auch etwas direkter in die Stellvertreterrolle für das Publikum wächst.

Meme-Kultur und CGI-Action

Das Ensemble wird jedoch auch durch viele Nebenfiguren mit coolen Einzelmomenten aufgewertet und hat einige Szenen, die das Potenzial haben, Einzug in die Meme-Kultur zu finden. Damit schlägt die Serie dann sogar noch in die Kerbe, die bei Netflix insbesondere Umbrella Academy jetzt jahrelang für sich reklamieren konnte. Und ähnlich wie die „Brellies“ haben auch dieDead Boy Detectivesauch einen einigermaßen liebenswerten aber doch gewöhnungsbedürftigen humoristischen Anstrich, der mit Sicherheit die Geister scheiden wird (Ja: pun intended.)

Die Optik ist insgesamt ordentlich und reiht sich beiTitansund Sandman nahtlos ein. Kinoqualität haben die Computereffekte nicht und vor allem in den Zeitlupen-Action-Sequenzen werden wiederum Vorbilder überdeutlich, denen man aber nicht annähernd qualitativ das Wasser reichen kann. Kurzum: Besser als das für seine CGI immer wieder belächelte Arrow-Verse von The CW, aber als Stärke und Pro-Argument kann man den Look nicht bezeichnen. Ist man aber etwas nachsichtig, so ist die Atmosphäre als solche insgesamt aber schon dem makabren Inhalt entsprechend auch düster genug, um bei jüngeren Zuschauern etwas Grusel zu erzeugen.

Ein Punkt in dem sichDead Boy Detectivedann doch von einigen seiner Genre-Konkurrenten abhebt, ist die eher klassische Fall-der-Woche-Episodenstruktur. Das bedingt zwar einerseits, dass man unweigerlich die Einzelfolgen nach Güte unterscheidet und es mehr und weniger gelungene unter ihnen gibt. Andererseits aber schaffen es dadurch erst interessante Episodengäste in die Produktion und größere Sprünge zwischen den Folgen werden ermöglicht.

Die umspannende Handlung ist auch nicht uninteressant, aber die stärkeren Momenten und vor allem das Gros der kreativen Einfälle begründet sich aus den Episodengeschichten bzw. den Einzelfällen nach denen die Folgen auch betitelt sind. In einigen der Fälle gibt es auch Raum, um visuell etwas mehr zu experimentieren, was nochmal kreativen Schwung in die Produktion bringt, die doch trotz des verrückten Themas in weiten Teilen zu altbacken bebildert wirkt – eben, wie gesagt, zu nah an Altbewährtem der inszenatorischen „Paten“.

Dead Boy Detectivesmacht wenig falsch und ist insbesondere für die wohl primäre Zielgruppe junger Erwachsener ein kurzweiliger Spaß mit interessanten Fällen und einer funktionierenden Gesamtgeschichte. Leider macht aber die Serie fast gar nichts neu, weder inhaltlich noch audiovisuell oder figurendynamisch. Eine Empfehlung ist die Serie aber für dieSandman-Fans, die noch immer auf Staffel 2 warten müssen und auch für alle, die im Genre der Young-Adult-Comic-Action-Shows mit leichtem Horror-Anstrich etwas zeitgemäßes sehen wollen und nicht die älteren, womöglich antiquierten, Vorgänger im Geiste nachzuholen. Eine Serie also vor allem für junge Zuschauer ohne viel Seherfahrungen aber Offenheit für morbiden schwarzen Humor.

Dead Boy Detectives: die erste Staffel ist ab dem 25. April 2024 bei Netflix abrufbar.

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Author: Lidia Grady

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